Jovana Reisinger, vielseitige Künstlerin, Filmemacherin und Autorin, ist eine Meisterin der Inszenierung. Mit einer Hochzeit beginnt ein Roman, der das Schauspiel des Lebens inszeniert. Laura, Petra, Lisa, Emma, Jolie, Verena, Tina, Brigitte - Frauen mit Namen wie Frauenzeitschriften entwickeln sich ins Offene hinein, begleitet vom alles aufdeckenden Blick einer Erzählerin, der an Elfriede Jelinek erinnert. Mit Gefühlsregungen, Gemütsbewegungen auf dem Seziertisch, in Ersatzhandlungen verhüllten Implosionen und Mikroaggressionen zeichnet sie Szenen, die im allgemeinen Bewusstsein Glück und Selbstsein darstellen würden. Gesellschaftliche Rollenzuschreibungen scheinen wie eine zweite Haut zu sitzen, längst festgetackert als Selbstbild und Selbstwunsch, einzig das leise Gift der Erzählung lässt sie als spröde, rissig, durchscheinend erkennen. Scheinbar ohne Plot, ist dieser mitwissend boshafte Roman ein ahnungsvoller und intellektueller Genuss.
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