Eine Warnung vorab: Dieses Buch ist keine Bettlektüre! In sieben Geschichten leuchtet Oates erschütternde Abgründe der menschlichen Seele aus: In der Novelle "Die Maisjungfer" schildert sie die Entführung einer 11-Jährigen durch drei ältere Schülerinnen, die den Verdacht gezielt auf einen Lehrer lenken, als virtuoses Wechselspiel verschiedener Erzählstimmen und Perspektiven, wobei Schicht um Schicht die Persönlichkeitsprofile der Beteiligten freigelegt werden. Der Text ist düster und verstörend, ebenso wie die folgenden sechs Kurzgeschichten; sie handeln von Einsamkeit, der Sehnsucht nach Liebe, von fatalen zwischenmenschlichen Fehleinschätzungen und davon, wie sich rohe Gewalt unvermittelt Bahn bricht. Die Erzählungen sind meisterlich komponiert, sprachlich brillant und gleichzeitig ungeheuer spannend; daher ist der Band gut als Einstieg in das umfangreiche Werk der 81-jährigen renommierten Autorin geeignet.
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